Der amerikanische Pharmakologe Robert Julien resümiert in seinem Buch "Drogen und Psychopharmaka", daß seit zwanzig Jahren einer der Klassiker unter den Lehrbüchern der Psychopharmakologie ist: " Die Furcht vor langfristigen Gefahren für den gesellschaftlichen Zusammenhalt im Falle einer Ausbreitung des LSD-Konsums - wie in den USA in den sechziger Jahren - ist wohl ziemlich unbegründet. Trotz der extrem heftigen und ungewöhnlichen psychedelischen Wirkungen, die LSD auslöst, ist bezüglich gesellschaftlicher Folgen bei anderen psychotropen Substanzen (wie etwa Alkohol, Nikotin und Opioiden) durchaus mehr Besorgnis angebracht".
Üblicherweise wird LSD geschluckt und innerhalb einer Stunde vom Körper resorbiert. Etwa drei Stunden nach Einnahme erreicht der LSD-Spiegel im Blut sein Maximum, was mit dem Erreichen der maximalen Wirkung übereinstimmt.
Die Verteilung der Substanz im Körper erfolgt rasch, LSD diffundiert ungehindert zu seinem Wirkort im Gehirn. Die höchste Konzentration innerhalb des Körpers findet man in der Leber, wo die Droge vor ihrer Ausscheidung verstoffwechselt wird. Die Wirkung hält normalerweise etwa sechs bis acht Stunden an.
Da LSD in extrem geringen Dosen angewendet wird, tritt es nur in Spuren im Urin auf. Konventionelle Methoden der Urinanalyse sind daher nicht empfindlich genug, um LSD nachzuweisen. Bei Verdacht auf LSD-Konsum (z.B. bei Autofahrern) werden Urinproben des mutmaßlichen Konsumenten gesammelt und in einem Speziallabor mittels Radioimmunassay auf ihren LSD-Gehalt untersucht. LSD läßt sich so bis zu drei Tage nach der Einnahme nachweisen.
LSD-Konsum führt rasch zu einer Toleranzausbildung (Gewöhnungseffekt), d.h. nach ein- bis zweimaligen Konsum innerhalb von 1-2 Tagen wird die gleiche Wirkung anschließend erst bei einer 1,5-2 fach höheren Dosis erreicht. Es besteht eine Kreuztoleranz zu Psilocybin, dem Wirkstoff aus den Zauberpilzen. Die Toleranz ist nach ca. einer Woche Abstinenz wieder aufgehoben.
Psychedelische Substanzen wie LSD sollen "bewußtseinserweiternd" bzw."bewußtseinsverändernd" sein oder -wie Albert Hoffman sagt-"...vergessene oder ins Unterbewußtsein verdrängte Erlebnisse beschleunigt ins Bewußtsein bringen" .Somit scheint einer der Schlüssel für die Erklärung der LSD-Wirkung in der Antwort auf die Frage "Was ist eigentlich Bewußtsein ?" zu liegen. Wir wenden uns an dieser Stelle der aufwärtsstrebenden Disziplin "Bewußtseinsforschung"* zu. Lange Zeit wurde sie von Philosophen mit der Meinung dominiert, daß sich Bewußtsein nicht definieren, geschweige denn untersuchen lasse. Keiner dieser Skeptiker vertritt einen dualistischen Standpunkt und würde demnach behaupten, daß der Geist unabhängig von der Materie existiere und sie beeinflussen könne**. Unerklärlich erscheint ihnen jedoch, wie ein physikalisches System einen bewußten Zustand haben kann. Der Wissenschaft fällt es zwar heute nicht mehr schwer, das Gehirn als informationsverarbeitende Maschine zu betrachten, die wiederum Muskeln steuert und damit dem Menschen das Handeln ermöglicht. Unerklärlich bleibt aber wie die im Gehirn verarbeiteten Sinneseindrücke in Form von Empfindungen im Bewußtsein auftauchen. Dort erst werden Schallwellen zu Klängen, elektromagnetische Strahlung zu Farben und Formen und die Ausschüttung von Streßhormonen zur subjektiv erlebten Angst.
Wie wird die Wahrnehmung von Licht einer bestimmten Wellenlänge in die subjektive Empfindung von "rot" oder "grün" verwandelt. Wie kann das materielle Gehirn etwas Nichtkörperliches wie Gedanken, Ideen oder Vorstellungen erzeugen? Die skeptischen Philosophen meinen, daß die Fähigkeit zu erleben und die Erfahrungen des Subjektseins für immer vollkommen unbegreiflich bleiben wird.
Dem stellen Francis Crick (1962 Medizinnobelpreis für die Aufklärung der DNA-Struktur) und der Neurobiologe Christoph Koch ihre reduktionistische elektrophysiologische Theorie des Bewußtseins gegenüber: Freuden und Sorgen, Erinnerungen und Ambitionen, das Gefühl persönlicher Identität und freien Willens sind demnach nicht mehr als das Verhalten einer Ansammlung von einer kleinen Teilmenge der ca. hundert Milliarden Nervenzellen des menschlichen Gehirns und der zugehörigen Moleküle. Crick und Koch vertreten die These, daß das Bewußtsein von einem Prozeß herrührt, der gezielte Aufmerksamkeit und Kurzzeitgedächtnis kombiniert. Die Philosophien Pat Churchland (San Diego, Kalifornien) sieht in dem Überschreiten der Disziplingrenzen und in der Synthese aus naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Ansätzen den zukunftsweisenden Weg in der Bewußtseinsforschung. Dabei könnte die Fähigkeit von LSD, psychische und geistige Funktionen tiefgehend zu beeinflussen, (wie von Albert Hofmann postuliert) zu einem wertvollen Werkzeug für eine solche grenzüberschreitende Bewußtseinsforschung werden.
In Zeiten in denen das menschliche Erbgut entschlüsselt wird und Körperlichkeit manipulierbar werden kann, stellt die LSD-Wirkung eine sehr beeindruckende Möglichkeit da, an sich selbst zu erfahren, daß das Bewußtsein nicht sklavisch an die Gene gefesselt ist.
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*Der Bostoner Philosoph Daniel Dennett hat prophezeit, daß die Menschen bald nicht mehr Kriege um Territorien, wegen ethnischer
oder religiöser Konflikte führen werden, sondern wegen der Bedrohung, welche die Bewußtseinsforschung für das
Selbstbild des Menschen bedeutet.
**Während Andrew T. Weil, ein Mediziner der Universität von Arizona und Experte für psychedelische Drogen, betonte, eine vollständige Theorie des Bewußtseins müsse auch die Fähigkeit südamerikanischer Indios erklären, unter Drogeneinfluß gleichartige Halluzinationen zu erleben.