Bewußtseinsforschung:

Psychedelische Substanzen wie LSD sollen "bewußtseinserweiternd" bzw."bewußtseinsverändernd" sein oder -wie Albert Hoffman sagt-"...vergessene oder ins Unterbewußtsein verdrängte Erlebnisse beschleunigt ins Bewußtsein bringen" .Somit scheint einer der Schlüssel für die Erklärung der LSD-Wirkung in der Antwort auf die Frage "Was ist eigentlich Bewußtsein ?" zu liegen. Wir wenden uns an dieser Stelle der aufwärtsstrebenden Disziplin "Bewußtseinsforschung"* zu. Lange Zeit wurde sie von Philosophen mit der Meinung dominiert, daß sich Bewußtsein nicht definieren, geschweige denn untersuchen lasse. Keiner dieser Skeptiker vertritt einen dualistischen Standpunkt und würde demnach behaupten, daß der Geist unabhängig von der Materie existiere und sie beeinflussen könne**. Unerklärlich erscheint ihnen jedoch, wie ein physikalisches System einen bewußten Zustand haben kann. Der Wissenschaft fällt es zwar heute nicht mehr schwer, das Gehirn als informationsverarbeitende Maschine zu betrachten, die wiederum Muskeln steuert und damit dem Menschen das Handeln ermöglicht. Unerklärlich bleibt aber wie die im Gehirn verarbeiteten Sinneseindrücke in Form von Empfindungen im Bewußtsein auftauchen. Dort erst werden Schallwellen zu Klängen, elektromagnetische Strahlung zu Farben und Formen und die Ausschüttung von Streßhormonen zur subjektiv erlebten Angst.

Wie wird die Wahrnehmung von Licht einer bestimmten Wellenlänge in die subjektive Empfindung von "rot" oder "grün" verwandelt. Wie kann das materielle Gehirn etwas Nichtkörperliches wie Gedanken, Ideen oder Vorstellungen erzeugen? Die skeptischen Philosophen meinen, daß die Fähigkeit zu erleben und die Erfahrungen des Subjektseins für immer vollkommen unbegreiflich bleiben wird.

Dem stellen Francis Crick (1962 Medizinnobelpreis für die Aufklärung der DNA-Struktur) und der Neurobiologe Christoph Koch ihre reduktionistische elektrophysiologische Theorie des Bewußtseins gegenüber: Freuden und Sorgen, Erinnerungen und Ambitionen, das Gefühl persönlicher Identität und freien Willens sind demnach nicht mehr als das Verhalten einer Ansammlung von einer kleinen Teilmenge der ca. hundert Milliarden Nervenzellen des menschlichen Gehirns und der zugehörigen Moleküle. Crick und Koch vertreten die These, daß das Bewußtsein von einem Prozeß herrührt, der gezielte Aufmerksamkeit und Kurzzeitgedächtnis kombiniert. Die Philosophien Pat Churchland (San Diego, Kalifornien) sieht in dem Überschreiten der Disziplingrenzen und in der Synthese aus naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Ansätzen den zukunftsweisenden Weg in der Bewußtseinsforschung. Dabei könnte die Fähigkeit von LSD, psychische und geistige Funktionen tiefgehend zu beeinflussen, (wie von Albert Hofmann postuliert) zu einem wertvollen Werkzeug für eine solche grenzüberschreitende Bewußtseinsforschung werden.

In Zeiten in denen das menschliche Erbgut entschlüsselt wird und Körperlichkeit manipulierbar werden kann, stellt die LSD-Wirkung eine sehr beeindruckende Möglichkeit da, an sich selbst zu erfahren, daß das Bewußtsein nicht sklavisch an die Gene gefesselt ist.

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*Der Bostoner Philosoph Daniel Dennett hat prophezeit, daß die Menschen bald nicht mehr Kriege um Territorien, wegen ethnischer oder religiöser Konflikte führen werden, sondern wegen der Bedrohung, welche die Bewußtseinsforschung für das Selbstbild des Menschen bedeutet.

**Während Andrew T. Weil, ein Mediziner der Universität von Arizona und Experte für psychedelische Drogen, betonte, eine vollständige Theorie des Bewußtseins müsse auch die Fähigkeit südamerikanischer Indios erklären, unter Drogeneinfluß gleichartige Halluzinationen zu erleben.

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