Der psycholytische Ansatz,

demzufolge die Substanzwirkungen die dynamische Beziehung zwischen den bewußten und den unterbewußten Teilen der Persönlichkeit verändern. Psycholytisch bedeutet "den Geist auflösend". Dieser veränderte Bewußtseinszustand kann für eine psychoanalytisch ausgerichtete Psychotherapie von Nutzen sein. Das psycholytische Paradigma der "drogengestützten Therapie" erwuchs ganz allmählich aus der psychotomimetischen Richtung. Zunächst wollte man ähnlich wie bei der Elektroschock- oder Insulinschock-Therapie ein toxisches Delirium hervorrufen, um in diesem Zustand verdrängte Bestandteile von Konflikten zu verbalisieren. Man stellte aber bald fest, daß sich die meisten Patienten ganz klar an das erinnern konnten, was sie unter der LSD-Wirkung erlebt hatten. Diese unbeeinträchtigte Erinnerung an die Erlebnisse im außergewöhnlichen Bewußtseinszustand war für die therapeutische Integration neuer Einsichten im normalen Wachzustand sogar von entscheidender Bedeutung und ist für ein Delirium überhaupt nicht typisch. Man wurde sich bewußt, daß das psychotomimetische Paradigma einen Versuch darstellt, die Wirkung einer völlig neuen Wirkstoffklasse überholten Rahmenbedingungen anzupassen. Psycholytische Therapieformen fanden in Europa gegen Ende der fünfziger Jahre beträchtliche Verbreitung und seit den frühen Sechzigern auch unter den Therapeuten in den USA ihre Anhänger.

Der psycholytische Ansatz beinhaltet die wiederholte Verwendung niedriger Dosierungen psychedelischer Substanzen (z.B. 30-60 Mikrogramm LSD) im Rahmen einer psychoanalytisch ausgerichteten Psychotherapie. Die Sitzungen erstrecken sich üblicherweise über einen Zeitraum von sechs Monaten bis zwei Jahren. Der Prozeß umfaßt eine Tiefenanalyse der Drogenerfahrungen während und nach den Drogensitzungen. Ziel ist es dabei, psychodynamisch relevantes Material einschließlich verdrängter Kindheitserinnerungen aufzudecken. Dabei ging man davon aus, daß psychedelische Substanzen eine Übertragung erleichtern und gleichzeitig die Einsicht der Patienten in ihre Übertragung auf den Therapeuten verstärken.

Typische Indikationen sind Angst- und Zwangsneurosen, neurotische und reaktive Depressionen. Auch konnten vordem als therapieresistent erachtete Patientengruppen mit gutem Erfolg psychotherapeutisch behandelt werden. Kontraindikationen stellen dagegen hysterforme Neurosen, Psychosen, Borderlinefälle sowie konstitutionell infantile und ich-schwache Personen dar.

Der psychedelische Ansatz

sieht diese Substanzen als Mittel zur Erleichterung mystischer Erfahrungen und Gipfelerlebnisse, vorausgesetzt man nimmt sie in der richtigen (hohen) Dosierung und in einem passenden Setting zu sich. Psychedelisch bedeutet "die Seele offenbarend". Man sieht in diesen Erfahrungen das Potential zu tiefgreifenden, anhaltenden und positiven Persönlichkeitsveränderungen.

Dieser Ansatz konzentriert sich auf den Höhepunkt einer Drogenerfahrung oder ein mystisches Drogenerlebnis, das an sich schon als potentiell heilkräftig gilt. Von diesem Phänomen nimmt man an, daß es auch im Schamanismus naturnah lebender Völker heilend genutzt wird.

Eine Psychotherapie soll, wenn sie mit dieser Erfahrung verbunden ist, diese vorbereiten und leichter machen. Das ist etwas ganz anderes als das psycholytische Paradigma einer drogengestützten Therapie, bei dem der Schwerpunkt auf dem therapeutischen Prozeß liegt, der durch die Substanzwirkung erleichtert werden soll.

In einem psychedelischen Setting richtet man alles auf das Hervorrufen einer mystischen und religiösen Erfahrung aus. Es werden hohe Dosierungen (zwischen 250 und 850 Mikrogramm LSD) verwendet, um mächtige, überwältigende Bewußtseinsveränderungen zu fördern und die Klienten in transpersonale und kollektive Dimensionen des Bewußtseins hineinzuführen. Die äußere Umgebung wird entsprechend vorbereitet: Sie ist ästhetisch angenehm; man spielt meist sorgfältig ausgewählte Musik.

Ganz zurück zu LSD: Seite 1

Zurück zu LSD: Seite 2

Zurück zu LSD: Seite 3

Zurück zu LSD: Seite 4

Fortsetzung zu LSD: Seite 6